AK-Vizepräsidentin Manuela Auer fordert angesichts einer aktuellen Studie: „Das Land muss sofort handeln, sonst wird der Pflegebereich selbst zum Pflegefall!“
Die personelle Ausstattung in der stationären Langzeitpflege ist eindeutig zu gering – zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Innsbruck, die von der Bundesarbeiterkammer in Auftrag gegeben wurde. „In Vorarlberg ist die Situation noch weit schlimmer wie im Österreichschnitt“, warnt AK-Vizepräsidentin Manuela Auer. In weniger als zehn Jahren wird Österreich weltweit zu jenen Staaten mit der ältesten Bevölkerung gehören. „Vor diesem Hintergrund ist eine grundlegende Reform des Pflegewesens notwendig. Was es dazu am dringendsten braucht, sind deutlicher höhere Landesmittel für mehr Personal“, betont Auer. Sie fordert zudem einmal mehr, die Entwicklung und Einführung einer verpflichtenden und bedarfsorientierten Personalberechnung.
Die Zahl der Pflegegeldbezieher wird laut der Studie der Universität Innsbruck bis zum Jahr 2050 um fast ein Drittel steigen. Daher werde es auch einen erhöhten Bedarf an Beschäftigten in Betreuungs- und Pflegeberufen geben. Pflegeorganisationen rechnen bis ins Jahr 2050 mit einem zusätzlichen Bedarf von rund 40.000 Pflegekräften. Das wären auf Vorarlberg umgelegt rund 1.760 Pflegekräfte, die bis dahin zusätzlich gebraucht würden. „Angesichts dieser Zahlen müssten bei den politischen Verantwortlichen sämtlich Alarmglocken schrillen“, betont Auer. „Hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben, um die engagierten MitarbeiterInnen im Pflegebereich zu unterstützen und zu entlasten und eine gute Pflege für die Betroffenen sicherzustellen“, fordert Auer. In der AK-Vollversammlung wurde ein entsprechender Antrag der FSG-Vorarlberg mehrheitlich angenommen. „Jetzt ist das Land am Zug und muss endlich reagieren!“
Auer fordert eine realistische Personalberechnung einzuführen. Aktuell wird der Personalschlüssel durch die Bettenzahl in den Pflegeeinrichtungen (Spitäler, Pflegeheime) und die Pflegegeldstufen der PatientInnen in Österreich auf höchst unterschiedliche Weise definiert. Zudem werden etwa Pflegeschüler, Zivildiener oder Freiwillige in die Personalbedarfsrechnung einbezogen. Berücksichtigt werden müssten hingegen Fehlzeiten von MitarbeiterInnen (Urlaube, Krankenstände, Fortbildungen, Mutterschutz) oder eine Doppelbesetzung in der Nacht. „Da Pflegegeldstufen den Pflegebedarf nur sehr unvollständig abbilden, führt dieses Vorgehen zu äußerst knapp bemessenen Personal- und Zeitressourcen pro PatientIn“, betont Auer. Die steigende Anzahl an zu Betreuenden werde das Problem verschärfen.
„Durch den Personalnotstand kann gute Pflegearbeit weder für die zu Betreuenden noch für die Beschäftigten weiterhin gewährleistet werden“, warnt die AK-Vizepräsidentin. Der eklatante Personalmangel führe darüber hinaus zu massiven psychischen und physischen Belastungen der MitarbeiterInnen und mindere auch die Jobattraktivität massiv. „Die Forderung ist klar: das Land muss deutlich mehr Geld in den Pflegebereich investieren, damit dieser nicht selbst zum Pflegefall wird“, fordert Auer abschließend.