Die Pflegekräfte in Vorarlberg sind am Limit – seit Jahren! Extrem lange Arbeitszeiten, viele Einsprungdienste und kaum planbare Freizeit gehören für die Beschäftigten in den Spitälern und Pflegeheimen zum Alltag. Die Überstundensituation ist dramatisch. Überstunden können gar nicht mehr abgebaut werden, sonst würde der Betrieb zusammenbrechen. Laut einer Umfrage der Initiative „Offensive Gesundheit“ haben fast 80 Prozent der Pflegekräfte durch die extrem hohe Arbeitsbelastung selbst gesundheitliche Probleme bekommen. Jede zweite Pflegekraft denkt mittlerweile ans Aufhören, wie eine Erhebung von AK, Ärztekammer und Gewerkschaften zeigt. „Es müssen alle Alarmglocken schrillen! Doch anstatt endlich Maßnahmen zu setzen, schauen Bundes- und Landesregierung weiterhin nur zu“, warnt AK-Vizepräsidentin Manuela Auer vor einem drohenden Pflegekollaps.
Gehaltserhöhung erster Schritt
Die Metaller bekommen 3,55 Prozent, LKW-Fahrer sogar 5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. „Die Wertschätzung für die Pflege sollte mindestens so groß sein, wie für diese Bereiche. Außerdem haben diese Branchen erkannt, dass nur mit attraktiven Rahmenbedingungen der Fachkräftemangel bekämpft werden kann.“ Aktuell laufen die Gehaltsverhandlungen im Gesundheits- und Pflegebereich. „Wenn das Land den Beschäftigten die Wertschätzung entgegenkommen lassen will, die während der Pandemie in schöne Worte verpackt wurde, dann müssen endlich Taten folgen. Ein erster Schritt wäre eine kräftige Gehaltserhöhung für alle Beschäftigten.“ Auer warnt davor, die dramatische Situation zu ignorieren. „Das Personal fühlt sich zunehmend im Stich gelassen. Immer mehr Pflegekräfte werden das Handtuch werfen. Wir steuern mit Vollgas in eine Pflegekatastrophe!“
Landesregierung bleibt Maßnahmen schuldig
Seit der letzten Pflegebedarfsprognose aus dem Jahr 2017 (!) ist bekannt, dass in den nächsten Jahren 400 Pflegekräfte fehlen. „Wenn man angesichts der dramatischen Lage feststellen muss, dass das Land für heuer keine einzige zusätzliche Stelle für die Spitäler bewilligt hat, dann fragt man sich, wo das Pflichtbewusstsein bleibt – gegenüber dem Personal aber auch gegenüber den Patient:innen.“ Die Prioritätensetzung der Landesregierung müsse ernsthaft hinterfragt werden. „Wenn es um Straßenbauprojekte geht, hört man laute und erzürnte Rufe in Richtung Wien. Wenn es aber um die Pflege geht, hören wir nichts“, kritisiert Auer. Neben einer ordentlichen Gehaltserhöhung fordert Auer vor allem mehr Ausbildungsplätze zu schaffen und die bisherige Möglichkeit der Diplomausbildung zu verlängern. Die Ausbildung soll zudem finanziell abgegolten werden. Außerdem brauche es bessere Angebote für Quereinsteiger:innen.