Jede fünfte Frau in Österreich ist mindestens einmal im Leben von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Unfassbar, dass in diesem Jahr bereits 30 Frauen einem Femizid zum Opfer fielen und 51 Mordversuche bzw. Fälle von schwerer Gewalt gegen Frauen bekannt wurden, zumeist von ihren Partnern oder Ex-Partnern. Nur drei der Mörder standen in keinem Naheverhältnis zu ihren Opfern. Kurz zur Erklärung: Als Femizid bezeichnet man den Mord an Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Heißt: Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind.
Türkis-Grün tut viel zu wenig!
Häusliche Gewalt ist ein Thema, das gerne und oft unter den Teppich gekehrt wird, schließlich handelt es sich um private Angelegenheiten, die hinter verschlossenen Türen stattfinden. Und genau das ist das Problem: Was nicht gesehen wird, wird meist ignoriert. Und die Hilferufe der Opfer werden erst dann gehört, wenn sie bereits verstummt sind. „Viele dieser Verbrechen ließen sich verhindern. Doch die türkis-grüne Politik tut viel zu wenig, um den Nährboden für solche feigen Morde zu vernichten“, das kritisiert die Vorsitzende der Sozialdemokratischen Gewerkschafterinnen in Vorarlberg, Elke Zimmermann. Und weiter: „Der Lockdown erschwert die Situation von gewaltbetroffenen Frauen zusätzlich. Auf engstem Raum kommt es noch schneller zu Eskalationen und ein schützendes soziales Umfeld ist weit entfernt.“
Soziales Umfeld wichtiger denn je!
Durchschnittlich brauchen Frauen bis zu sieben Versuche, um sich aus gewalttätigen Beziehungen zu befreien. Doch viele haben keine sieben - sie überleben vielleicht nicht einmal den ersten, zweiten oder dritten Versuch. Ein starkes soziales Umfeld kann gewaltbetroffenen Frauen wichtigen Schutz bieten. Zimmermann: „Unser Appell, wachsam zu sein, richtet sich vor allem an das soziale Netzwerk und an das Arbeitsumfeld von Betroffenen. Ein aufmerksames Zugehen auf Frauen, das Angebot, ihnen bei der Suche nach Unterstützung zur Hand zu gehen oder einfach nur für sie da zu sein – das alles kann Leben retten.“
Mehr Personal, mehr Geld!
Die Anrufe bei Gewaltschutzhotlines sind seit Beginn der Pandemie um fast 40 Prozent (!) angestiegen. Aber Frauenhäuser und Beratungseinrichtungen sind immer noch deutlich unterfinanziert. Es fehlt an ausreichend Geld und an Personal. Die Gewerkschafterin dazu: „Wir schließen uns daher den Forderungen der Gewaltschutzeinrichtungen nach 228 Millionen Euro, 3.000 neuen Stellen im Opferschutz und der Umsetzung der Istanbul-Konvention an.“ Wer Hilfe braucht, müsse diese rasch bekommen. Lange Wartezeiten auf Beratung und Unterstützung seien lebensgefährlich, so Zimmermann. Ihr dringender Appell an die Regierung: „Hören Sie endlich den lauten Hilferuf der Frauenorganisationen!“