Am 8. März jährt sich der Internationale Frauentag zum 110. Mal. Frauen kämpfen seit Jahrhunderten für ihre Rechte: bessere Arbeitsbedingungen, gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Für die Landesfrauenvorsitzende der FSG (Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafterinnen), Elke Zimmermann, ist unsere Gesellschaft jedoch noch weit von einer Gleichstellung entfernt. Zimmermann: „Das sieht man nicht nur in Fragen der Einkommensgerechtigkeit. Das gilt ebenso für Aufstiegsmöglichkeiten und die Vertretung in den verschiedenen politischen Institutionen. Die Corona-Krise hat Frauen zudem besonders hart getroffen. Der Frauentag ist also aktuell wie nie.“
Applaus zahlt keine Rechnungen!
Die Corona-Krise zeigt für alle sichtbar die Schwächen im System und macht sichtbar, wie groß der Beitrag der Frauen zur Aufrechterhaltung der Wirtschaft und zum Funktionieren der Gesellschaft ist. Elke Zimmermann: „Frauen arbeiten in systemrelevanten und zugleich unterbezahlten Berufen. Frauen übernehmen den überwiegenden Teil der Haus- und Familienarbeit und reduzieren dafür ihre Arbeitszeit.“ In den Betreuungsberufen arbeiten 88 Prozent Frauen, in den Gesundheitsberufen – ohne ÄrztInnen – 81,5 Prozent, im Lebensmittelbereich sind über 70 Prozent Frauen beschäftigt. Kurz: Auf den Schultern der Frauen lasten hohe Gesundheitsrisiken und wachsender finanzieller Druck. Die Gewerkschafterin: „Erneut bezahlen überwiegend Frauen die Zeche dieser Krise. Ihnen wird zwar für ihren Einsatz applaudiert, aber der allgemeinen Anerkennung folgt keine finanzielle Abgeltung.“
Deutlich mehr Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen
Weibliche Beschäftigte sind überdies massiv von Arbeitslosigkeit betroffen. In der Gruppe der Haupterwerbstätigen gab es allein bei den Frauen in Vorarlberg einen Anstieg um 72 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mehr als 7.200 Frauen sind derzeit beim Arbeitsmarktservice als arbeitssuchend gemeldet. Elke Zimmermann: „Was Frauen/Mütter leisten ist enorm. Aber in der Öffentlichkeit bleibt die Diskussion darüber aus. Nur die Gewerkschaften und die Arbeiterkammer machen unermüdlich darauf aufmerksam. So haben wir etwa die Maskenpause, den vorzeitigen Mutterschutz für Schwangere in körpernahen Berufen oder die Sonderbetreuungszeit erkämpft.“
Starke Gewerkschaften - verlässliche Partner der Frauen
Gerade diese Krise zeige, wie wichtig es ist, eine starke Gewerkschaft im Rücken zu haben, betont Zimmermann. Weitere wichtige Forderungen der Gewerkschafterinnen: Das Schließen der Einkommensschere, ein kollektivvertragliches Mindesteinkommen von 1.700 Euro brutto, ein Lohntransparenzgesetz zur innerbetrieblichen Offenlegung der Gehälter, oder etwa der Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz. „Der Kampf um die Erreichung der Gleichstellung bleibt daher als wichtiges Ziel auf unserer Tagesordnung“, so Elke Zimmermann abschließend.