Der Landesvorsitzende der Gesundheitsgewerkschaft in der GÖD (Gewerkschaft Öffentlicher Dienst) und Zentralbetriebsrat der Vorarlberger Landeskrankenhäuser, Thomas Steurer, schlägt Alarm. Angesichts der aktuellen Situation durch die Corona-Krise seien die Bruchstellen im Pflegebereich nun nicht mehr länger abzustreiten. Anlässlich des Tages der Pflege am 12. Mai forderte Steurer einmal mehr Geld für das Pflege- und Gesundheitssystem, konkret eine Personalaufstockung, eine ausreichende Finanzierung und eine Systemänderung, um den Beruf attraktiver zu machen.
Massiv angespannte Personalsituation!
Thomas Steurer: „Damit eine ausreichende Anzahl an Menschen in den Pflegeberufen sichergestellt werden kann, braucht es attraktive Arbeitsplätze. Zentral ist dabei ein gutes Verhältnis von PatientInnen/Betreuten zu Betreuenden. Derzeit sind wir jedoch kaum in der Lage Urlaubszeiten, Karenzen oder Krankenstände auszugleichen. Wir schaffen das zwar, aber nur indem die KollegInnen erhebliche Mehrarbeiten in Kauf nehmen, was wiederum in der Folge zu einer massiven Mehrbelastung führt.“ Diese Situation sei jedoch nicht der aktuellen Gesundheitskrise geschuldet, so Steurer. „Corona hat die Situation nur deutlich verschärft und uns vor Augen geführt, wie schnell unser Gesundheitssystem an seine Grenzen stoßen kann“, macht er auf die jahrelangen Bemühungen der Gewerkschaft für eine Lösung aufmerksam. Um in den Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und den mobilen Diensten den individuellen Bedürfnissen von Menschen mit Pflegebedarf gerecht werden zu können, bedürfe es dringend einer neuen, realistischen Berechnung des Betreuungsschlüssels.
Mehr Ausbildungsplätze!
Es liege auf der Hand, dass Ausbildungsplätze in Vorarlberg fehlten, kritisiert der Zentralbetriebsrat. „Das Land bestätigt in der Pflegepersonalbedarfsprognose, dass wir über den Zeitraum von 10 Jahren 400 zusätzliche Pflegekräfte ausbilden müssen, um den Pflegebedarf decken zu können.“ Eine große „Baustelle“ sieht die Gewerkschaft vor allem beim Personal für den gehobenen Dienst. Steurer dazu: „Deshalb müssen die Kapazitäten an der Fachhochschule ausgebaut werden.“ Ein klares Nein kommt vom Gewerkschafter zur Pflegelehre. Leider habe sich das Land mit der vierjährigen Pflegelehre in eine Sackgasse begeben. Thomas Steurer: „Die praktische Ausbildung in den Pflegeberufen ist erst ab 17 Jahren möglich. Eine Lehre beginnt jedoch zumeist mit 15 Jahren. Es wäre daher deutlich sinnvoller, den jungen Nachwuchskräften eine Ausbildung in einer Berufsbildenden Höheren Schule (BHS) anzubieten. Damit würden sich sowohl deren Wahlmöglichkeiten nach der Absolvierung als auch die Durchlässigkeit in den Pflegeberufen erhöhen.“
Investitionen in die Pflege!
Derzeit wird in vielen Bereichen investiert, um die Corona-Folgen abzufedern, nicht aber in die Gesundheit. „Wir fordern ein klares Bekenntnis dazu, dass das Gesundheitssystem nicht weiter kaputtgespart wird! Es braucht vor allem mehr Personal. Dafür muss deutlich mehr Geld investiert, der Beruf attraktiver und das System grundlegend überarbeitet werden“, fordert Steurer abschließend.