"Die Teuerungskrise setzt auch den Angestellten im Handel massiv zu. Darum braucht es kräftige Gehaltssteigerungen“, sagt Arthur Tagwerker, Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Handel in Vorarlberg und Landesvorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter:innen in der gpa. Der Gewerkschafter vertritt bei den Kollektivvertragsverhandlungen in Wien die Interessen der mehr als 20.000 Angestellten und Lehrlinge im Handel. Die Forderung der Arbeitnehmervertreter:innen: 10 Prozent plus.
Wocheneinkauf, Energie fast schon Luxus!
Die Teuerung kostet einen durchschnittlichen Haushalt bis zu 3.000 Euro mehr im Jahr. Heizen, tanken und Lebensmittel sind für viele schon Luxus und für viele Kolleg:innen wird die Situation von Woche zu Woche problematischer. Tagwerker: „Unsere Forderung ist angesichts der sich immer mehr zuspitzenden Situation mehr als berechtigt. Die Kassazettel der Wocheneinkäufe belegen dies.“ Dennoch wurde die erste Runde der Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Wirtschaft ohne Ergebnis unterbrochen. Die Verärgerung und Enttäuschung über die barsche Ablehnung ist bei den Gewerkschaften groß. „Die Teuerung verschlingt fast jeden Cent der Handelsbeschäftigten. Dennoch gab es keinerlei Bereitschaft, auf unser Forderungsprogramm einzugehen. Es gab nicht einmal ein Gegenangebot. Das ist inakzeptabel“, so Arthur Tagwerker.
Staatliche Stützungen sind kein Gehaltsbestandteil!
Stattdessen wollen die Wirtschaftsvertreter:innen, dass die staatlichen Hilfsmaßnahmen den Gehaltsverhandlungen und die Abschaffung der kalten Progression mitberücksichtigt werden. Das würde jedoch einen Abschluss unter der Inflation bedeuten, ist man sich bei den Arbeitnehmervertreter:innen bewusst. Die klare Replik des Gewerkschafters dazu: „Wir lassen uns nicht veräppeln!“ Zudem weist Vorarlbergs Verhandler darauf hin, dass der Effekt der Einmalzahlungen schon längst verpufft sei. Was die Abschaffung der kalten Progression betrifft sagt er: „Das haben sich die Leute schon längst selbst bezahlt!“ Dafür verweisen die Gewerkschafter auf die aktuelle Situation. Die Beschäftigten im Handel hätten wirklich keinen finanziellen Spielraum mehr. Da jeder siebente Arbeitsplatz auf den Handel entfalle, mache "jeder Zehntelpunkt" mehr Gehalt einen Unterschied.
Klares Entgegenkommen erwartet!
Der Handel „schneide sich ins eigene Fleisch“, wenn die Kaufkraft der Beschäftigten nicht gestärkt werde. Denn letztlich werde das Gehalt zu einem großen Teil wieder im Handel ausgegeben. Die Gewerkschaft erwarte sich daher in der nächsten Verhandlungsrunde ein klares Entgegenkommen. „Bislang ist weder über die Wertschätzung gegenüber den Leistungen noch Verständnis für die prekäre Lage unserer Kolleg:innen erkennbar. Wer einerseits lautstark über fehlendes Personal klagt, andererseits jedoch nicht gewillt ist, faire Lohnabschlüsse einzugehen, verspielt die Zukunft der eigenen Branche“, erinnert Arthur Tagwerker die Arbeitgeberseite.