Putzen als „Qualifikation“?

Auer: „Keine Ausbeutung von Geflüchteten bei Tourismuskursen!“

Mit schweren Vorwürfen ist derzeit der höchste Vertreter der Tourismus- und Gastronomieunternehmen im Land, Markus Kegele konfrontiert. „Wenn die  Berichte der Betroffenen stimmen, wurden unter falschen Versprechungen geflüchtete ukrainische Frauen und Männer als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Das wäre gerade für die mit großen Imageproblemen kämpfende Tourismus- und Gastronomiebranche ein Skandal und ein schwerer Schlag.“ Das sagt die Vizepräsidentin der Vorarlberger Arbeiterkammer, Manuela Auer.

WIFI für die Durchführung verantwortlich
Unter dem Logo des Wifi Vorarlberg wurden Tourismuskurse für Geflüchtete aus der Ukraine angeboten. Sicherer Job, längerfristige Perspektive – so die Botschaft. Allein bis Ende Juli durchliefen 120 Frauen und Männer entweder die zweiwöchigen  Housekeeping-Kurse, die vierwöchigen Kochkurse oder die ebenfalls vier Wochen dauernden Servicekurse. Finanziert wurden die Kurse vom AMS, verbal unterstützt von ÖVP-Landesrat Gantner, der die Idee als „Erfolgsprojekt“ bezeichnete.

Keine Verträge, monatelang kein Geld!
Allerdings zeigt sich nun, dass die „Ausbildungskurse“ in Wahrheit eher den Charakter einer Ausbeutung hatten. Gleich mehrere Teilnehmerinnen der unter der Verantwortung des WIFI  durchgeführten Kurse werfen dem Wirtschaftskammerfunktionär Kegele und dem Wirtschaftsförderungsinstitut, Ausbeutung vor. Manuela Auer: „Keine Arbeitsverträge, Putzdienste und zudem monatelang kein Geld!“ In den sogenannten „Housekeeping-Kursen sollen Frauen für die Grundreinigung des Hotels, das Reinigen des Wellnessbereichs, des Kellers, der Küche eingesetzt worden sein, um das Hotel für den Winterbetrieb auf Vordermann zu bringen.“

Warum schweigt die Landesregierung?
„Geflüchtete Menschen sind kein Freiwild. Ich erwarte mir in dieser Sache volle Aufklärung“, so die AK-Vizepräsidentin. Und weiter: „Die Frauen und Männer wollten mit der Ausbildung eine berufliche Qualifikation erlangen. Stattdessen scheinen sie – laut der aktuellen Vorwürfe – vor allem zu  konkreten Arbeitsleistungen angehalten worden zu sein, von denen die betroffenen Unternehmen profitiert haben sollen. Sollte sich dies bewahrheiten, sind selbstverständlich alle öffentlichen Gelder sofort zurückzuzahlen.“ Die Gewerkschafterin fordert darüber hinaus aber auch eine Stellungnahme der Landesregierung. Manuela Auer: „Es kann nicht sein, dass dem Landesrat für Tourismus das Ausmaß dieser Vorwürfe egal ist. Es steht der Ruf der gesamten Branche auf dem Spiel, wenn mit öffentlichen Mitteln Ausbeutung von geflüchteten Frauen aus einem Kriegsgebiet betrieben wird!“