Der aktuelle Vorarlberger Gleichstellungsbericht 2021, der vom Land gemeinsam mit den Sozialpartnern ÖGB und Arbeiterkammer herausgegeben wurde und vergangene Woche der Öffentlichkeit präsentiert wurde, beinhaltet erstmalig auch eine repräsentative Befragung der Vorarlberger:innen. Die Ergebnisse sind – wie kaum anders zu erwarten – auch diesmal ernüchternd. AK-Vizepräsidentin Manuela Auer: „Wir sehen uns erneut in vielen der gewerkschaftlichen Forderungen bestätigt. In fast allen Bereichen gibt es großen Handlungsbedarf. Besonders problematisch sind die gravierenden Ungleichheiten bei Arbeit und Einkommen.“
Größte Einkommensunterschiede österreichweit!
2019 arbeiteten in Vorarlberg 46.000 Frauen in Vollzeit und 48.100 in Teilzeit, das heißt mehr als jede zweite erwerbstätige Frau war teilzeitbeschäftigt, insbesondere in niedrig bezahlten Sektoren und Berufen, wie z. B. im Gastgewerbe, im Einzelhandel oder bei persönlichen Dienstleistungen. Das hat Folgewirkungen und zeigt sich u.a. in den sehr hohen Unterschieden bei den Einkommen zwischen Frauen und Männern. Das Einkommen der befragten Vorarlberger Frauen liegt durchschnittlich um 44 Prozent unter jenem der Vorarlberger Männer. Damit ist Vorarlberg österreichweit Schlusslicht.
Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz!
Teilzeitarbeit wird vor allem von Frauen mit Kindern genutzt – die Teilzeitquote der Mütter beträgt 82,1 Prozent. Sie übernehmen den Großteil der unbezahlten Familien- und Sorgearbeit. Als Begründung gibt fast die Hälfte der befragen Frauen, persönliche und familiäre Gründe sowie die Kinderbetreuung an. AK-Vizepräsidentin Auer: „Seit vielen Jahren macht der ÖGB immer wieder auf die unzufriedenstellende Situation in der Kinderbetreuung im Land aufmerksam. Trotzdem fehlt noch immer ein flächendeckendes, auf den Bedarf von Eltern abgestimmtes Angebot.“ Die Forderung auf einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Geburtstag des Kindes ist daher ein wichtiges Instrument, um auch Frauen eine Vollzeitbeschäftigung und damit ein höheres Einkommen und in Folge auch eine höhere Pension zu ermöglichen.
Gleichstellung ist kein Frauenthema!
Besonders besorgniserregend ist für Auer die Tatsache, dass laut Bericht 17,5 Prozent der Vorarlberger Bevölkerung armutsgefährdet sind. Betroffen sind vor allem Alleinerziehende, Mehrpersonenhaushalte mit mehr als drei Kindern und Beschäftigte in Niedriglohnbranchen sowie Geringqualifizierte, so die Gewerkschafterin. Manuela Auer: „22,6 Prozent der über 60-jährigen Frauen in Vorarlberg haben keine Eigenpension. Auch an dieser Zahl zeigt sich, Gleichstellung ist kein isoliertes Politikfeld. Es ist ein brennendes, gesellschaftlich relevantes Thema, das endlich zufriedenstellend gelöst werden muss!“