Rund 125.000 Frauen und Männer arbeiten im privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich. Die Belastungen in diesen Berufen steigen von Jahr zu Jahr. Das hängt zum einen mit den physisch als auch psychisch ständig steigenden Anforderungen, zum anderen mit der chronisch personellen Unterbesetzung in vielen Bereichen der Einrichtungen zusammen. Viele schaffen den Beruf nur noch in Teilzeit.
Ein „Weiter so!“ führt in die Sackgasse!
Kein Wunder also, dass die Gewerkschaften GPA-djp und vida in den aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen vor allem die Forderung nach der Einführung einer 35-Stunden-Woche durchsetzen wollen. AK-Vizepräsidentin Manuela Auer unterstützt das Ansinnen der ArbeitnehmerInnen zu einhundert Prozent. Sie sagt: „Gerade die Pflegeberufe verdienen die höchste Aufmerksamkeit und die Solidarität der gesamten Gesellschaft. Ihre großartige Arbeit ist Ausdruck des Respekts, den eine Gesellschaft pflegebedürftigen, aber auch älteren Menschen entgegenbringt.“ Die Belastungen für die MitarbeiterInnen im Pflegebereich seien jedoch an einem Punkt angelangt, bei dem es ein „Weiter so“ nicht mehr geben könne. Die Forderung nach der Einführung der 35-Stunden-Woche sei daher eine notwendige Maßnahme, um die PflegerInnen zu entlasten.
Gesprächsverweigerung schadet dem Image!
Bedauerlicherweise wurden die Gespräche über die Reduzierung der Belastungen vergangene Woche - nach 13-stündigen Verhandlungen - ergebnislos abgebrochen. Manuela Auer dazu: „Die Arbeitgeber verweigern grundsätzliche Gespräche nach der Einführung einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich.“ In Österreich gibt es mittlerweile 40.000 Menschen, die eine Pflegeausbildung haben, aber nicht in diesem Bereich arbeiten. Und die, die im Beruf arbeiten, tun dies meist nicht in Vollzeit, weil die Arbeit so fordernd und belastend ist. 70 Prozent der Pflegekräfte arbeiten bereits in Teilzeit. Durch die Attraktivierung der Arbeitsbedingungen könnte es gelingen, einen Teil dieser Fachkräfte wieder für ihren angestammten Beruf zu gewinnen.
Neu Ausgebildete steigen oft wieder aus!
Die Haltung der Arbeitgeber sei daher völlig unverständlich, zumal sie in der dritten Runde der Verhandlungen noch zu konstruktiven Gesprächen über eine Etappenlösung bereit waren, kritisiert die AK-Vizepräsidentin. Und weiter: „Es scheint, als ob die VerhandlerInnen auf der Arbeitgeberseite die Realität aus den Augen verlieren. Wenn ein großer Teil der NeueinsteigerInnen in die Pflegeberufe wieder aussteigt oder in einen verwandten Beruf umsteigt, dann hat das vor allem mit den unverhältnismäßig hohen Belastungen zu tun. Die sinnvollste und verantwortungsvollste Variante die hohe Flukationsrate zu vermindern, wäre daher die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das bedeute neben der Arbeitszeitverkürzung auch faire Löhne.“