Mit deutlichen Worten kritisiert AK-Vizepräsidentin Manuela Auer die jüngsten Forderungen nach einer Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 70 Jahre. „Solche Vorschläge sind realitätsfern und ignorieren die Lebensrealität vieler Arbeitnehmer:innen“, so Auer.
Bereits jetzt scheiden viele Menschen vor dem gesetzlichen Pensionsalter aus dem Berufsleben aus – nicht freiwillig, sondern aufgrund von Krankheit oder Arbeitslosigkeit. „Wer mit über 55 den Job verliert, hat kaum Chancen auf Wiedereinstieg. Eine Anhebung des Pensionsalters würde diese Situation weiter verschärfen“, warnt Manuela Auer.
Die AK-Vizepräsidentin verweist auf den EU Ageing Report 2024, der zeigt, dass die langfristige Finanzierbarkeit des österreichischen Pensionssystems stabil bleibt. „Die Aufwendungen steigen nur geringfügig – von 13,7 Prozent des BIP im Jahr 2022 auf 14 Prozent im Jahr 2070. Die Panikmache, wie sie derzeit von Teilen der Industrie und der Wirtschaft betrieben wird, ist der Versuch die Beschäftigten zu verunsichern. Die Fakten sprechen eine andere Sprache.“
In diesem Zusammenhang weist Auer auch darauf hin, dass nur rund 30 Prozent der Betriebe in Österreich Menschen über 60 Jahre beschäftigen. Statt über ein höheres Pensionsalter zu diskutieren, fordert Auer daher Investitionen in altersgerechte Arbeitsbedingungen. „Wir brauchen flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine Arbeitsumgebung, die es ermöglicht, gesund bis zur Pension zu arbeiten“, erklärt sie. Auer appelliert an die Verantwortung der Unternehmen: „Es ist Zeit, dass Betriebe ältere Mitarbeiter:innen nicht nur als Kostenfaktor sehen, sondern deren Erfahrung schätzen und nutzen. Ein Bonus-Malus-System könnte Anreize schaffen, ältere Arbeitnehmer:innen länger zu beschäftigen.“
Abschließend betont Auer: „Die Menschen haben ein Recht auf eine wohlverdiente Pension nach einem langen Arbeitsleben. Statt sie mit unrealistischen Forderungen zu belasten, sollten wir gemeinsam an Lösungen arbeiten, die soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Vernunft verbinden.“