169 Millionen Überstunden haben Österreichs Arbeitnehmer:innen 2024 geleistet – das zeigen die aktuellen Zahlen der Statistik Austria. Über 42 Millionen davon wurden weder in Geld noch in Zeit abgegolten. Für AK-Vizepräsidentin Manuela Auer ist das ein untragbarer Zustand: „Wer Überstunden macht, verdient Entlohnung – alles andere ist moderner Lohnraub.“
Längst ist Mehrarbeit in vielen Branchen Alltag – oft unausgesprochen erwartet, selten belohnt. „Viele trauen sich nicht einmal, Überstunden zu melden – aus Angst vor Nachteilen. Diese Angstkultur darf keinen Platz in der Arbeitswelt haben“, sagt Auer. Dabei gibt es viele Gründe, die gegen die vorherrschende Überstundenkultur sprechen: Die Fehlerquote steigt, die Qualität sinkt, Motivation und Loyalität schwinden, Kosten und Folgekosten steigen rasant. „Was kurzfristig eingespart wird, zahlen wir langfristig mit Burnouts und Ausfällen.“
Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist der Personalmangel. „Immer weniger Menschen in den Betrieben müssen immer mehr stemmen. Wir sind nicht Überstundenkaiser, weil wir so gern arbeiten, sondern weil die Strukturen falsch sind“, betont die AK-Vizepräsidentin.
Der Wettbewerb im Markt dürfe nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden, fordert Manuela Auer. Und weiter: Unbezahlte Überstunden würden nicht nur das soziale Gefüge, sondern auch den Wettbewerb verzerren. Unternehmen, die sich durch systematische Lohnvorenthaltung Vorteile im Markt verschaffen, sind ein untragbarer Zustand. Manuela Auer: „Wir haben Regeln und Gesetze! Diese gilt es zu beachten!“
Der Gesetzgeber ist jetzt gefordert. „Die Zeit der Ausreden muss vorbei sein. Der Gesetzgeber kann nicht weiter zuschauen, wie arbeitenden Menschen jedes Jahr eineinhalb Milliarden Euro geraubt werden“, fordert die AK-Vizepräsidentin. „Wer Leistung bringt, hat ein Recht auf Respekt – auch in Form fairer Bezahlung.“