Die sinkende Zahl an Lehrlingen in Vorarlberg ist für AK-Vizepräsidentin Manuela Auer (FSG) ein deutliches Warnsignal. „Es ist zu einfach, wenn die Wirtschaftskammer den Jugendlichen die Schuld zuschiebt, wenn Lehrstellen unbesetzt bleiben“, betont sie. „In Wahrheit sind die Rahmenbedingungen das Problem – nicht die Jugendlichen.“
Die Betriebe würden immer weniger „geeignete“ Jugendliche für eine Lehrstelle finden, lautet der Vorwurf. Außerdem sei die Zahl der Lehrabbrecher viel zu hoch. „Anstatt sich aber an der eigenen Nase zu fassen und zu hinterfragen warum, viele Jugendliche die Lehre abbrechen, schieben die Wirtschaftsvertreter:innen den schwarzen Peter den Jugendlichen zu“, ärgert sich Auer.
Ein wesentlicher Grund für die sinkenden Lehrlingszahlen ist, dass die Zahl der Lehrbetriebe in den letzten zehn Jahren um über 300 zurückgegangen ist. Viele Lehrlinge brechen ihre Ausbildung ab, weil sie sich überfordert, ausgenutzt oder nicht ernst genommen fühlen. Der Umgangston in manchen Betrieben ist rau, Wertschätzung Mangelware.
Auch der Lehrlingsmonitor zeigt: Die Qualität der Ausbildung hat sich verschlechtert. Während engagierte Betriebe ihre Lehrlinge fördern, nutzen andere sie als billige Arbeitskräfte aus. „Wir brauchen eine Revolution in der Lehrlingsausbildung – fair bezahlt, gut begleitet und mit Respekt. Wer Fachkräfte will, muss in junge Menschen investieren – nicht sie schlechtreden.“
Auer fordert einen Kurswechsel: mehr Mitsprache für Lehrlinge, faire Rahmenbedingungen und psychosoziale Unterstützung. „Es muss endlich mehr mit Lehrlingen geredet werden, statt nur über sie.“ Zugleich müsse das Bildungssystem Grundkompetenzen stärken und Jugendlichen den Einstieg erleichtern. „Eine starke Lehre ist kein Selbstläufer – sie ist das Rückgrat unserer Fachkräfteausbildung und verdient jene Aufmerksamkeit, die ihr zusteht.“