AK-Vizepräsidentin Manuela Auer lehnt die von Bundeskanzler Nehammer vorgeschlagene Großelternkarenz ab. Ihr Vorwurf: damit verabschiede sich die ÖVP von der dringend notwendigen, flächendeckenden, öffentlichen und kostenfreien Kinderbetreuung. Der Betreuungsnotstand in Sachen Kinderbetreuung werde so schlichtweg ignoriert. "Anstatt sich um längst überfällige Verbesserungen bei Karenz und Kinderbetreuungsgeld zu kümmern, setzt die Regierungspartei auf ein billiges Ablenkungsmanöver", so Auer. Statt Wahlfreiheit werde damit eher Druck auf Mütter erzeugt, das mangelnde Kinderbetreuungsangebot für Kleinkinder durch familiäre Unterstützung auszugleichen.
Frauen sind nach wie vor länger in der Kinderbetreuung tätig, doch seit dem vergangenen Jahr fehlt ihnen ab dem 22. Lebensmonat des Kindes nun der arbeitsrechtliche Schutz. Auer kritisiert, dass durch einen hastigen Regierungsbeschluss zwei Monate Karenz ersatzlos gestrichen wurden. "Dieser Schnellschuss war eine Folge unzureichender Vorbereitung seitens ÖVP und Grünen. Deshalb muss diese Entscheidung rasch korrigiert werden.“
Auer plädiert stattdessen für eine Stärkung der partnerschaftlichen Teilung der Kinderbetreuung: „Wir brauchen Verbesserungen beim Kinderbetreuungsgeld und eine Anpassung der arbeitsrechtlichen Karenz inklusive des Kündigungsschutzes an das Kinderbetreuungsgeld. Karenz und Kinderbetreuungsgeld müssen endlich zusammenpassen. Dazu gehören auch familienfreundliche Arbeitszeitszeitmodelle.“
Anstatt einer Großelternkarenz müsse die Regierung endlich massiv in die professionelle Kinderbetreuung investieren. An einem Rechtsanspruch für beitragsfreie und flächendeckende Kinderbetreuung ab dem 1. Geburtstag des Kindes führe kein Weg vorbei, so Auer. Darüber hinaus sollte das ÖGB/AK Modell zur Familienarbeitszeit endlich umgesetzt werden – ein Modell, mit dem beide Elternteile ungefähr gleich viel Zeit für die Kinderbetreuung und für die Erwerbstätigkeit zur Verfügung haben.
Manuela Auer betont, dass Großeltern nicht für das Scheitern der Politik in die Bresche springen sollten. "Es darf nicht an den Großeltern, insbesondere an den Großmüttern, hängen bleiben, die Lücken in der Kinderbetreuung zu füllen", schließt Auer. "Eine flächendeckende, öffentliche und kostenfreie Kinderbetreuung ist durch familiäre Unterstützung nicht zu ersetzen."