Arbeitszeitdebatte versachlichen

Auer: "Teilzeit ist oft kein Wunsch, sondern Notwendigkeit"

 

Mit deutlichen Worten reagiert AK-Vizepräsidentin Manuela Auer auf die aktuelle Arbeitszeitdebatte: „Die Beschäftigten in Vorarlberg arbeiten keinesfalls zu wenig – sie arbeiten unter Bedingungen, die vielfach keine Vollzeit zulassen.“ Anlass für die Diskussion sind Daten von Eurostat und Statistik Austria, die durch das Zusammenrechnen von Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten einen verzerrten Eindruck erwecken. Dass die Industriellenvereinigung daraus ableitet, Feiertage streichen zu wollen, ist für Auer nicht nachvollziehbar.

„Es ist zynisch, den Menschen vorzuhalten, sie würden zu wenig arbeiten, während gleichzeitig 42 Millionen Überstunden in Österreich unbezahlt bleiben“, so Auer. „Wer die Arbeitszeit ehrlich diskutieren will, muss zuerst die Realität anerkennen: Viele Menschen arbeiten unfreiwillig Teilzeit, weil es keine ganztägigen, leistbaren Kinderbetreuungseinrichtungen gibt oder weil Pflegeaufgaben übernommen werden müssen.“

Besonders Frauen sind davon betroffen – in Vorarlberg arbeiten überdurchschnittlich viele in Teilzeit. Auer: „Das liegt nicht an mangelndem Engagement, sondern an mangelnden Strukturen.“ Für sie steht fest: „Solange wir nicht massiv in Kinderbetreuung und Pflege investieren, ist die Debatte über Arbeitszeit reine Augenwischerei.“

Manuela Auer spricht auch aus eigener Erfahrung: „Ich habe selbst erlebt, wie schwierig es oft ist, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Teilzeit ist in vielen Fällen kein Wunsch, sondern die einzige Option.“ Dass die Industriellenvereinigung nun Feiertage streichen will, ist für Auer der falsche Weg: „Statt noch mehr Druck auszuüben, sollten wir endlich über gerechte Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen sprechen.“ AK-Vizepräsidentin Manuela Auer fordert einen Kurswechsel: „Es braucht einen politischen Schulterschluss für bessere Kinderbetreuung, faire Entlohnung und eine ehrliche Arbeitszeitdebatte – jenseits von Mythen und Schuldzuweisungen.“